Weissweine aus der Südsteiermark sind der Liebling vieler Weintrinker. Weinbauern, die am Puls der Zeit agieren und ihren Wein über die eigenen Grenzen hinaus bekanntmachen möchten, haben einige Herausforderungen zu bewältigen. Der südsteirische Weinmacher Markus Pongratz, vom Weingut Pongratz hat sich vor kurzem entschieden, dem eigenen Onlineauftritt mehr Raum zu geben, um seinen Weisswein über die Grenzen hinaus bekannt zu machen. Was ihn beim Aufbau einer digitalen Marke beschäftigt und weshalb er diesen Weg geht, haben wir mit ihm persönlich besprochen.
Lieber Herr Pongratz, kann man mit Weisswein überhaupt Geld verdienen?
MP: Natürlich, sonst würde ich es nicht machen. Aber es ist sicherlich zunehmend herausfordernder geworden, die eigene Marke bekannt zu machen. Es gibt in Europa viel Konkurrenz und man muss aufpassen, nicht in einen Preiskampf einzutreten, den man nicht gewinnen kann. Insofern ist nicht nur Marketing wichtig, sondern auch Branding, um den entsprechenden Preis auch durchsetzen zu können.
Einige Schweizer werden die Südsteiermark und ihre Vielfalt im Weisswein-Bereich kennen. Was zeichnet die Südsteiermark besonders aus?
Das Besondere für den Weisswein-Anbau in der Südsteiermark ist die Kombination aus mildem Mittelmeerklima – wir sind nur ca. 2,5 Stunden vom Meer entfernt – und die Art des Bodens. Da hier vor Jahrmillionen noch das Ur-Meer war, ist der Boden noch immer von diesem Charakteristikum geprägt. Die ausgeprägte Hügellandschaft tut ihr Übriges, um den optimalen Einfallswinkel der Sonne auf die Trauben zu garantieren. Eine weitere Besonderheit ist die Luftströmung hier. Die Koralpen mit der kühlen Strömung verleihen den Steirischen-Weissweinen das einzigartige Aromaprofil!
In der Südsteiermark und in Nordslowenien gibt es mehrere hundert Top-Winzer, die das Beste aus jeder Traube herausholen. Die Qualität der Weissweine ist hier sehr hoch und schlägt sich meistens in einem fantastischen Preis-Leistungs-Verhältnis nieder.
Das heisst, der Konkurrenzkampf ist enorm gross? Wie schaffen Sie es, dennoch Ihre Flaschen an den Mann und an die Frau zu bekommen?
Natürlich über Qualität und über ein enorm attraktives Preis-Leistungsverhältnis. Doch das allein reicht mittlerweile bei weitem nicht mehr aus. Es müssen neue Wege in der Vermarktung gegangen werden, um die Reichweite der eigenen Marke sicherzustellen. Hier habe ich mich vor ein paar Monaten entschlossen, vermehrt auf das Internet zu setzen. Dabei meine ich nicht nur einen Online-Weisswein-Shop, sondern mit fachlichem Content zu punkten in Form von Blogs und Pressearbeit. Hier sehe ich wirklich grosses Potenzial, wenn man es auf Dauer und in hoher Qualität macht. Viele Weinbauern aus meiner Gegend vernachlässigen diesen Punkt sträflich, weil sie überzeugt davon sind, dass die bisherigen Marketingstrategien ausreichen, ich bin davon nicht überzeugt und investiere daher zusätzlich in diesen Bereich des Online-Marketings, ohne dabei andere Kanäle wie die persönliche Kundenpflege zu vernachlässigen.
Weshalb reichen “traditionelle Marketingstrategien” nicht mehr?
Früher war man froh, wenn man als Winzer in Supermärkten einen Platz bekommen hat. Heute ist man froh, wenn man davon nicht abhängig ist, da der Preis hier enorm nach unten gedrückt werden kann durch Preisaktionen, die dann wiederum dafür sorgen, dass das Produkt im Kopf der Menschen “entwertet” wird.
Niedrigere Margen und der zunehmende Kostendruck haben früher oder später einen negativen Einfluss auf die Qualität des Weissweine. Das ist unumgänglich. Das bedeutet natürlich nicht, dass diese Korrelation auch umgekehrt gilt. Nur weil ein Wein teuer ist, muss er sich deshalb qualitativ von anderen Weissweinen nicht abheben. Hier kommt das berühmte Branding ins Spiel.
Branding soll dafür sorgen, dass Ihre Weissweine ihren Preis halten können. Welche Massnahmen setzen Sie hier?
All meine Kommunikation – digital und analog – geht in die Richtung, dass ich den Kunden die Qualität des Weissweines und die Arbeit, die dahintersteckt, klarmachen möchte. Einen guten Weisswein herzustellen, ist vergleichbar mit der Herstellung eines Gemäldes, bei dem man die Leinwand mitproduzieren muss. Der Weingarten muss beinahe das ganze Jahr gehegt und gepflegt werden, gleichzeitig müssen die Trauben kultiviert und selektiert werden. Die Vinifizierung im Anschluss ist eine Wissenschaft für sich. Wer Vielfalt und hohe Qualität möchte, kommt an fairen Preisen nicht vorbei. Wem das nicht wichtig ist, der greift zu einer 4 Euro-Flasche im Supermarkt, das ist legitim. Die Qualität ist hier ebenfalls sehr hoch. Wer allerdings eine Vielfalt haben möchte im Weisswein-Sektor, der muss für gewisse Sorten eben das Doppelte auf den Tisch legen. Anders funktioniert das nicht.
Was sind nun Ihre Ziele mit dem Weingut Pongratz in den nächsten Jahren?
Ich möchte mehr Menschen die Weisswein-Kultur näherbringen. Ich möchte zeigen, welche Arbeitsschritte nötig sind, bis sie ein erlesenes Glas Weisswein in Händen halten. Dies gelingt, indem ich verstärkt auf das Internet und Content-Generierung setze. Mein Benefit dahinter ist, dass ich meinen Kundenstamm vergrössere und noch mehr Reichweite erziele. Die Marke “Pongratz” soll überregional, im besten Fall international bekannt werden. Dies wird nur über regelmässiges Marketing und nachhaltiger Qualitätsverbesserung passieren. Kunden möchten natürlich viel für ihre Geld bekommen. Deshalb werden wir uns weiterhin nationalen, überregionalen und internationalen Wettkämpfen stellen und uns mit anderen Winzern messen. Auf unseren “Weltmeister und Falstaff-Sieger – Sauvignon Blanc Hochberg 2020” sind wir dahingehend besonders stolz. Wir geben alles, um diese Erfolge weiterhin zu erzielen.
Mein Motto: “Kreiere sensationellen Wein und sprich darüber!”
Weingut Pongratz:
Wir sind ein Familienbetrieb und wir leben nach unserer ganz eigenen Pongratz-Philosophie: Am Boden bleiben und das wertschätzen und verarbeiten, was uns die Erde zur Verfügung stellt. Die Rauchschwalbe – unser Wappentier – ist unser eigener ganz besonderer Glücksbringer und unsere Botin der Natur. Auf dieser Grundlage kreieren wir Wein auf höchstem Niveau.