Was ist Mut? Kerim Kakmaci klärt auf

Kerim Kakmaci ist ein international erfolgreicher Keynote-Speaker, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, mehr Mut und Eigenverantwortung in die Gesellschaft zu bringen. Damit noch mehr Menschen von seiner Expertise profitieren, hat er 2022 ein Buch herausgebracht: “LEBE MUTIG: Anleitung für ein kompromisslos eigenverantwortliches Leben”. Wer eignet sich daher besser als Gesprächspartner, um die Frage: “Was ist Mut?” zufriedenstellend beantwortet zu bekommen?

Lieber Kerim, was ist Mut für dich? Wie definierst du ihn?

Dies ist zweifellos eine komplexe und schon philosophische Frage, die nicht leicht zu beantworten ist – schon gar nicht allgemeingültig. Jeder von uns hat seine eigene Vorstellung von Mut und vielleicht sogar Vorbilder, die diese Vorstellung verkörpern. Angesichts dieser Komplexität sollte die Frage eher lauten: “Was bedeutet Mut für mich persönlich?”

Mut kann viele Facetten haben und sich von Mensch zu Mensch unterscheiden. Für den einen bedeutet Mut, seine Ängste zu überwinden und sich in unbekannte Gewässer zu wagen, für den anderen erfordert es Mut, für seine Überzeugungen einzustehen und gegen den Strom zu schwimmen.

In unserer heutigen Gesellschaft kann Mut auch bedeuten, gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung aufzustehen, für die Rechte anderer einzutreten und die Stimme derer zu erheben, die keine Stimme haben. Es erfordert Mut, sich für Veränderungen einzusetzen und dabei möglicherweise auf Widerstand oder Kritik zu stossen.

Es ist wichtig zu erkennen, dass Mut nicht unbedingt mit Heldentaten oder grossen Gesten gleichzusetzen ist. Oft sind es die kleinen mutigen Schritte, die unser Leben und das Leben anderer positiv beeinflussen.

Also abschliessend zu der Frage: “Was ist Mut?” – Mut ist eine Superkraft, die jeder lernen kann.

Weshalb ist es wichtig, dass mutlose Menschen mutiger werden? 

Auf Fragen dieser Art antworte ich sehr gerne mit einem Zitat des Philosophen Demokrit: “Am Anfang des Handelns steht der Mut, am Ende das Glück”, mit dem ich auch mein Buch beginne. Ich finde, dieser Satz drückt sehr gut aus, dass jedem Glück ein mutiger Weg oder eine mutige Entscheidung vorausgeht. 

Wer keine mutigen Entscheidungen trifft, wird kein rundum glückliches Leben führen können. Mutlose Menschen sind dann immer auf ihre Umgebung angewiesen – auf ihre Familie, ihre Freunde, ihre Vorgesetzten, ihre Partner usw.. Diese treffen dann die notwendigen Entscheidungen für einen. Ein völlig fremdbestimmtes Leben ist nicht erfüllend, weil nichts getan wird, um die eigenen Interessen und Ansichten zu vertreten. 

Wie die meisten Menschen “gestrickt” sind, hat sich in den letzten Jahren sehr eindrucksvoll gezeigt. Mutige Entscheidungen waren eher selten, viel grösser war die Angst, mit der eigenen Meinung anzuecken und aus der “Herde” ausgeschlossen zu werden. Aber gerade in der Überwindung dieser Angst liegt der Mut.

Was ist die Gefahr einer zunehmend “mutlosen” Gesellschaft?

Passivität, Hörigkeit und Fremdbestimmung. Wir konnten in den letzten Jahren sehr gut beobachten, welche Mechanismen wie wirken. Es ist immer die Angst, die steuert. Ein mutloser Mensch lässt sich von der Angst steuern, ein mutiger Mensch hat auch Angst, geht aber durch sie hindurch und lebt nach seinen eigenen Vorstellungen. 

Die grosse Gefahr, die von einer mutlosen Gesellschaft ausgeht, ist auch ihre Steuerbarkeit. Je ängstlicher die Menschen sind, desto leichter lassen sie sich lenken, denn sie suchen jemanden, der ihnen ihr “Leid” und ihre Sorgen abnimmt und Besserung verspricht. Dies führt zu kognitiver und letztlich auch gelebter Eindimensionalität. 

Entwicklung, Kreativität und Innovation finden jedoch in einem Umfeld der Pluralität und der widersprüchlichen Meinungen statt. Nur wo gerieben wird, entsteht Feuer. Wenn alle der gleichen Meinung sind, geht alles im gleichen Trott weiter. 

Man stelle sich nur vor, dass wir aufgrund der vorherrschenden Angst immer weniger Start-ups haben, die Arbeitsplätze und Wohlstand schaffen. Mutlosigkeit ist also zutiefst destruktiv.

Welche Techniken können Menschen sofort einsetzen, um mutiger zu werden?

In meinem Buch “LEBE MUTIG” habe ich viele praktische Übungen zusammengestellt, die den Leser Schritt für Schritt mutiger machen sollen.

Mein erster Tipp liest sich für die meisten vielleicht komisch, aber es macht etwas mit den Menschen, wenn sie gleich nach dem Aufstehen ihr Bett machen. Nicht aufs Smartphone schauen, nicht ins Bad gehen, nein, erst das eigene Bett machen. Die Erledigung dieser simplen Aufgabe bringt das Gehirn dazu, Aufgaben zu erledigen. Und das ist enorm wichtig, um danach weitere Entscheidungen zu treffen und Aufgaben zu erledigen.

Eine andere Übung, die nicht so angenehm ist, aber die Willenskraft trainiert, ist das “kalte Duschen”. Ich selbst bin ein absoluter Warmduscher, weshalb es immer sehr anstrengend ist, diese Übung durchzuführen. Aber neben den gesundheitlichen Vorteilen ist vor allem der Willensaspekt enorm wichtig. Um ein mutiges Leben zu führen, braucht man eben eine entsprechende Willenskraft, die man hier trainieren kann.

Auch das Herausarbeiten einer eigenen Definition von Mut ist etwas, was ich jedem rate, der diesen Weg gehen möchte. Hier ein paar Fragen, die dabei helfen können

• Wann habe ich mich das letzte Mal mutig gefühlt?
• Wann in meinem Leben war ich mutig?
• Welche Menschen empfinde ich als mutig?
• Welche Handlungen empfinde ich als mutig?
• Wann habe ich mich das letzte Mal darüber geärgert, dass ich nicht mutiger war?

Über den Interviewpartner

Kerim Kakmaci wurde 2020 als »Europas Speaker des Jahres« ausgezeichnet. 2022 wurde er zum dritten Mal in Folge vom renommierten ERFOLG-Magazin als einer der wichtigsten deutschsprachigen Erfolgsköpfe aufgeführt. Heute gibt der Experte für Mut dieses neue Wissen, kombiniert mit seiner langjährigen Praxiserfahrung, weiter und liebt es vor allem, andere Menschen wachsen und gewinnen zu sehen. Er unterstützt sie dabei, ihr volles Potential zu nutzen und mutig über sich hinaus zu wachsen.