Vom Magazin zum Serienhit: Julien Backhaus enthüllt sein Erfolgsgeheimnis

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Medienformate neu gedacht
Medienformate variieren - Julien Backhaus weiß, wie das geht

Julien Backhaus ist ein erfolgreicher deutscher Verleger, der mit mehreren Magazinen und einem eigenen Wirtschaftskanal – www.wirtschaft.tv – bereits mehrere Jahre lang beachtliche Erfolge erzielt. Nun hat er sich an die Produktion einer Serie gewagt und das mit grossem Erfolg. Weshalb neue Medienformate für Reichweite sorgen, lesen Sie im exklusiven Interview mit ihm

Herr Backhaus, mit der Serie “Berater – Leben auf der Überholspur” auf Amazon Prime Freevee scheinen Sie den Nerv des Publikums getroffen zu haben. Innerhalb kürzester Zeit haben Sie mit der Serie etablierte ZDF-Formate hinter sich gelassen. Auch mit Ihrem Erfolg Magazin und Founders feiern Sie bereits seit Jahren Erfolge. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Da gibt es kein Geheimnis. Ich habe meine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Ich bin kreativ und kommunikativ. Beides kann ich in der Medienwelt wunderbar ausleben. Neben einer guten Idee braucht es beständiges Marketing. Man muss jede Gelegenheit nutzen, auf seinen Titel aufmerksam zu machen. Einmal ist keinmal, sagt man in der Werbung so schön. Man muss sich also durchaus selbst überwinden, wie eine kaputte Schallplatte zu klingen und immer und immer wieder seine Botschaft wiederholen, ohne dabei langweilig zu wirken. Dann funktioniert Marketing. 

Wie unterscheidet sich der Prozess der Erstellung einer Serie für eine Plattform wie Amazon von dem eines traditionellen Magazins?

Eigentlich sind sich die Verlags- und die Filmbranche sehr ähnlich. Von den Strukturen her definitiv. Auch die Musikindustrie operiert so. Es braucht eine Idee, Protagonisten, dann wird es handwerklich umgesetzt, es erscheint in einem Verlag bzw. Studio und dann muss es über einen Vertrieb in den Handel. Der Handel ist in diesem Fall eine Plattform wie Amazon Prime Video. Auch bei Apple TV ist der Titel erhältlich. 

Ein wesentlicher Unterschied ist die Herangehensweise, was den Transport von Inhalten angeht. Als Verlag denkt man eher in Worten bzw. Texten. Den Grossteil des Mediums macht normalerweise Text aus. Wir sprechen ja auch von Bleiwüste. Im Film bzw. bei Serien denkt man in bewegten Bildern, die Eindrücke und Gefühle vermitteln. Und das ist natürlich viel aufwändiger und kostspieliger, als einen Text zu schreiben. Den Text muss man anhand eines Drehbuchs natürlich auch beim Film schreiben.

Welche Herausforderungen sind Ihnen beim Übergang vom Magazinverlag zur Filmproduktion begegnet und wie haben Sie diese gemeistert?

Es war ja nie ein Übergang im Sinne von „Seiten gewechselt“. Unser Verlag ist ebenso alt wie unsere TV Firma wirtschaft tv. Wir haben bisher nur nie ein Format für einen grossen Streaming-Anbieter produziert. Von daher liegen mir beide Medien schon immer sehr am Herzen. Man kann generell sagen, dass die Arbeit mit sehr vielen Kreativen am Set schwierig ist. Diese Menschen denken oft nicht sonderlich strukturiert. Ich gehöre zwar selbst dazu, kann mich aber am Riemen reissen und konzentrieren. Das gelingt vielen nicht. Für diese kreative Sorte von Menschen muss man darum mitdenken. Und das ist anstrengend. 

Welche Ratschläge würden Sie anderen Verlegern geben, die darüber nachdenken, ihre Inhalte in andere Medienformate zu übertragen?

Das ist heute schon beinahe eine Voraussetzung für das Fortbestehen. Reine Zeitungs- oder Zeitschriftenverlage haben es schwer. Die Verbindung zu neuen Medienformaten wie Video, Audio oder Social ist heute Pflicht, keine Kür. Auch Buchverlage arbeiten immer öfter mit Filmstudios oder Audioplattformen zusammen, um ihre Inhalte zweitzuverwerten. Gute Kontakte aufzubauen und zu lernen, wie das jeweilige Format funktioniert, ist die Grundlage. Und dann muss man einfach mal machen. Professionell, aber schnell. Geduld muss man dennoch mitbringen, weil insbesondere Filmproduktion ein Fass ohne Boden ist.

Welche Rolle spielt Ihre persönliche Reichweite in den sozialen Medien für den Erfolg Ihrer Projekte oder würden diese auch ohne Ihre Bekanntheit so erfolgreich sein?

Es war immer mein Ziel, auch eine persönliche Reichweite aufzubauen, damit ich neue Produkte aus Verlag und TV schneller bekannt machen kann. Richard Branson hat dieses Konzept etabliert. Das gelingt mir heute definitiv. Ich poste etwas, meine Follower verbreiten es, befreundete Multiplikatoren verbreiten es, andere Medien werden aufmerksam und berichten darüber. Diese mediale „Wertschätzung“ kann ich wiederum posten, was die Glaubwürdigkeit der Serie untermauert. Ein schöner Kreislauf.

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