Marvin Steinberg im Interview

1
1606

Wer heutzutage die Nachrichten einschaltet, kommt um das Thema Bitcoin und Kryptowährungen kaum herum. Erst kürzlich wurde Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel in El Salvador eingeführt. Viele Menschen wissen allerdings nicht, dass Bitcoin nur die Spitze des Eisbergs ist. Das neue Schlagwort in der Kryptowelt heißt DeFi. Was genau ist das überhaupt? Wir haben mit dem 33-Jährigen Self-Made-Millionär Marvin Steinberg gesprochen, der viele vermögende Persönlichkeiten und Family Offices in der Schweiz in Sachen DeFi berät, um mehr über die spannende neue Welt des dezentralen Finanzsystems erfahren.

Kryptowährungen sind aus unserer Finanzwelt nicht mehr wegzudenken, aber wirklich verstehen tun sie nur ein Bruchteil unserer Gesellschaft. Viele Menschen haben Scheu, sich genauer mit der Kryptowelt zu befassen, weil sie zu komplex erscheint oder weil sie denken, dass sie dafür großartige technische Vorkenntnisse benötigen würden.

Das möchte Marvin Steinberg ändern. Sein Steckenpferd ist DeFi. Das ist die Abkürzung für dezentralisierte Finanzwirtschaft. Seine Vision: Er möchte bis zum Jahr 2025 mindestens einer Milliarde Menschen geholfen zu haben, DeFi zu verstehen und dadurch finanziell frei zu werden.

Wir haben Marvin Steinberg in Luzern getroffen und darüber gesprochen, was DeFi überhaupt ist, wie man einer 12-Jährigen die Blockchain-Technologie erklärt und worauf es im Leben wirklich ankommt.

Herr Steinberg, Sie haben große Pläne. Sie wollen eine Milliarde Menschen über DeFi aufklären. Fangen wir mal langsam an. Was ist DeFi überhaupt?

DeFi ist für mich der Inbegriff von Freiheit. Die Abkürzung DeFi steht für dezentrale Finanzwirtschaft. Es handelt sich hierbei um ein Finanzsystem, das auf der Blockchain-Technologie basiert und dass ohne Mittelsmänner wie Börsen, Banken oder Makler auskommt, um Finanzdienstleistungen wie beispielsweise Kredite, Versicherungen oder auch Geldanlagen anzubieten. Bei DeFi läuft alles über sogenannte Smart Contracts. Das sind computerprogrammierte Verträge, bei denen die “Maschinen” darauf achten, dass sie eingehalten werden.

Der Risikofaktor Mensch fällt also vollkommen weg. Das wichtigste bei DeFi ist, dass es sich um ein dezentrales und transparentes System handelt. Das heißt, dass es kein Unternehmen und keine Institution gibt, die die Kontrolle darüber hätten.

Die Kontrolle liegt vollkommen bei den Menschen. DeFi ist also ein paralleles, innovatives Finanzsystem, bei dem der Mensch vollkommen die Kontrolle über seine eigenen Finanzen hat und bei dem alle Vorgänge offen einsehbar sind.

Und was genau ist der Unterschied zu Bitcoin?

Gute Frage! Während Bitcoin und andere Kryptowährungen eine Art Vermögenswert sind, so wie Gold in der “alten Welt“, ist DeFi die Infrastruktur dahinter. Vergleichbar dazu sind Banken, Versicherungen und alle anderen Unternehmen im traditionellen Finanzbereich. Ich habe auch mal einen sehr guten Vergleich vom Bitcoin-Experten Andreas Antonopoulos gehört: DeFi und Bitcoin verhalten sich etwa so zueinander wie das Internet und E-Mails.

E-Mails gehören zum Internet und waren auch das erste, wofür das Internet genutzt wurde. Aber man kann ja noch viel mehr mit dem Internet machen. Bücher lesen, online shoppen, das Wetter anzeigen lassen und so weiter und so fort. Bitcoin ist also sogesehen nur ein kleiner Teil der Kryptowelt. Die Strukturen in DeFi basieren übrigens auf Ethereum und nicht auf Bitcoin – nur um das klarzustellen.

Wir haben ja jetzt schon einige Begriffe gehört. Bitcoin, Ethereum, Blockchain. Wie erkläre ich meiner 12-jährigen Tochter, was das alles ist?

Das ist eine ausgezeichnete Frage. Ich schreibe gerade passenderweise an einem Buch, das DeFi (und auch andere Prozesse aus der Kryptowelt) möglichst einfach erklärt, damit auch wirklich jeder Mensch Zugang dazu findet.

So kompliziert ist das Ganze eigentlich gar nicht. Die Blockchain-Technologie ist die Grundlage für die Kryptowährungen Ethereum und Bitcoin. Was diese Technologie so besonders macht, ist, dass sie absolut sicher und dezentral ist. Was genau heißt das?

Stellen wir uns mal vor, wir würden Monopoly spielen. In einem zentralen System würde es so ablaufen, dass einer der Spieler die Kasse verwaltet und die anderen Spieler ihm einfach vertrauen müssen, dass er sich nicht zwischendurch, wenn niemand schaut, selbst was abzwackt und auf den eigenen Geldstapel wandern lässt.

Im Gegensatz dazu bedeutet dezentral, dass alle Spieler die Kontrolle haben. Man stellt also die Kasse einfach in die Mitte und alle können schauen, wer sich was nimmt und dass auch wirklich alles mit rechten Dingen zugeht. Jetzt ist es natürlich so, dass wir nicht Monopoly spielen, sondern die ganze Kryptowelt digital abläuft.

Das ist jetzt natürlich ein bisschen komplizierter, aber das Prinzip ist das gleiche:

In der Blockchain sind alle Transaktionen offen einsehbar. Nehmen wir nochmal das Beispiel mit Monopoly. Wenn wir jetzt online Monopoly spielen würden, würde jeder Spieler auf einem Block aufschreiben, was alles in einer Runde passiert ist.

Spieler A hat eine Straße gekauft, Spieler B hat ein Hotel gebaut und Spieler C musste Miete zahlen. Am Ende der Runde vergleichen alle Spieler, ob sie das gleiche aufgeschrieben haben. Wenn alles passt, wird der Block zur Seite gelegt und eine neue Runde beginnt. Am Ende der nächsten Runde wird der nächste Block dann auf den alten gelegt und so weiter.

Natürlich legen nicht alle Spieler alle Zettel ab. Am Ende jeder Runde gibt es eine mathematische Aufgabe und der Gewinner darf seinen Zettel auf den Stapel legen. Das ist jetzt natürlich etwas vereinfacht erklärt, aber genauso funktioniert die Blockchain. Da viele Augen überprüfen, ob alles richtig läuft, kann nicht geschummelt werden.

Bitcoin ist die erste Kryptowährung, die mit diesem System aufgebaut wurde und deshalb auch die bekannteste. Das war 2009. 2014 wurde dann Ethereum entwickelt. Das ist auch eine Kryptowährung, die auf der gleichen Technologie basiert. Allerdings ist Ethereum eine programmierbare Blockchain, mit der noch weitere Strukturen gebaut werden können. Deshalb wird im DeFi auch vorwiegend Ethereum verwendet.

Diese Kryptowährungen unterliegen ja ständigen Schwankungen. Lohnt es sich überhaupt, in Krypto zu investieren?

Ja, auf jeden Fall! Meiner Meinung nach ist das die Zukunft. Ich bewege mich eigentlich ausschließlich in der Krypowelt. Es gibt hier auch Investment-Möglichkeiten für jedermann. Menschen, die ihr Geld gerne sicher anlegen möchten und keine Lust auf Schwankungen haben, können auch auf sogenannte Stablecoins setzen. Das sind Kryptowährungen, die ganz bewusst stabil gehalten werden und meistens an den US-Dollar geknüpft sind.

Das heißt, dass komplizierte Algorithmen dafür sorgen, dass ein Coin (zum Beispiel der USDT) einem US-Dollar entspricht. Mit diesen Stablecoins kann man auch locker seine 20% Rendite im Jahr machen. Wenn einem kalkuliertes Risiko nichts ausmacht, kann man natürlich auch deutlich mehr rausholen.

Gibt es noch andere Möglichkeiten, um mit DeFi Geld zu verdienen?

Ja, die gibt es. Ich bekomme ständig Anfragen aus meinem Bekanntenkreis. Die Leute wissen, dass ich mich hier gut auskenne und haben Interesse, in DeFi zu investieren. Man kann zum Beispiel am sogenannten Liquidity Mining teilnehmen.

Das bedeutet, dass man Kryptowährungen in einen Pool investiert und sie somit einer dezentralisierten Börse, wie zum Beispiel Uniswap, zur Verfügung stellt. Das ist profitabel für die Investoren, da sie einen Teil der Gebühren, die auf der Plattform durch Transaktionen eingenommen wurden, ausgezahlt bekommen und zusätzlich sogenannte Governance Tokens erhalten, die ihnen das Recht zur Mitbestimmung über die zukünftige Entwicklung der Plattform geben.

Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, über Social Trading ein Set von einem Portfolio eines einzigen Händlers zu kaufen. In diesen Sets sind gewisse Assets durch den Portfolio-Manager zusammengestellt. Das Prinzip ist ähnlich wie bei einem Hedgefund, wird aber durch Smart Contracts gesteuert.

So kann sich zum Beispiel ein Portfolio-Manager darauf spezialisieren, Ethereum günstig mit USDC zu kaufen und teuer zu verkaufen. Durch den Smart Contract ist geregelt, dass er wirklich nur Ethereum und USDC kaufen kann. In meinem Buch werde ich ganz genau erklären, wie man mit DeFi Geld machen kann.

Also sind Ihre Erfahrungen mit der Kryptowelt durchweg positiv?

Naja, nicht ganz. Wie in jeder Branche gibt es auch in der Kryptowelt einige schwarze Schafe. Für ein schlechtes Krypto-Startup war ich sogar als Dienstleister tätig. Wir haben ein Whitepaper geschrieben und ein ICO gestartet, aber letztendlich wurde nichts von dem Versprochenen für die Investoren umgesetzt.

Ich bin dann gottseidank noch rechtzeitig ausgestiegen. Das hatte allerdings auch seine Konsequenzen. Man hat mich als Sündenbock missbraucht und ich musste mich durch einen langen Gerichtsprozess kämpfen. Aber wie sagt man so schön: Aus Fehlern lernt man.

Ist DeFi das Finanzsystem der Zukunft? Ist es Ihrer Meinung nach Möglich, dass auch traditionelle Banken bei DeFi mitmischen?

Ja, auf jeden Fall. Ich berate schon jetzt Banken dazu, wie sie DeFi für ihre Zwecke verwenden können. Momentan ist es ja so, dass wir einen Negativzins haben. Dadurch suchen viele Großinvestoren, aber auch der kleine Mann, nach Möglichkeiten, ihr Geld irgendwie zu vermehren. Jetzt könnten die Banken natürlich auch sagen: „So, wir bieten jetzt Fonds mit DeFi-Coins an. So bekommt jeder 10-20% Rendite im Jahr.“

Das wäre ein tolles Finanzprodukt für Menschen, die ihr Geld einfach sicher aufbewahren wollen und kein Interesse daran haben, sich wirklich selbst mit dem Thema zu befassen. Auch die Banken würden so profitieren. Meiner Meinung nach führt eigentlich kein Weg daran vorbei, dass sich auch die Banken mit DeFi beschäftigen.

Angenommen Sie, Marvin Steinberg, hätten 10.000 Euro übrig, wie würden Sie das Geld investieren?

Ganz ehrlich, bei 10.000 Euro würde ich noch nicht groß investieren. Ich würde erstmal lernen zu sparen und 100.000 Euro zur Seite legen, damit man für alles abgesichert ist. In der Zeit würde ich in mich selbst investieren. In Bücher und Kurse zur persönlichen und fachlichen Weiterentwicklung.

Erst danach würde ich dann in DeFi investieren und zwar 50 % Stablecoins und 50 % kalkulierbares Risiko. Das kommt natürlich auch ein bisschen auf die Person an. Meiner Oma würde ich raten, mehr auf Sicherheit zu setzen und einem jungen Mann, der keine Familie hat, würde ich empfehlen, vielleicht doch etwas mehr Risiko einzugehen.

Eine philosophische Frage zum Abschluss : Marvin Steinberg, macht Geld glücklich?

Geld an und für sich macht natürlich nicht glücklich, aber es macht frei. Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der Geld das Streitthema Nr. 1 war, weil es eben nicht genug davon gab. Dass war auch mein großer Antrieb, um selbst erfolgreich zu werden.

Ich wollte einfach, dass Geld in meinem Leben keine Rolle mehr spielt und genau das ist der Fall, wenn man genug davon hat. Wenn man finanziell frei ist, hat man nämlich Zeit für die Dinge, auf die es wirklich ankommt: Gesundheit, Familie, Spiritualität.

über marvin Steinberg

Marvin Steinberg

Marvin Steinberg wurde 1988 in Bendorf bei Koblenz geboren und machte seine erste Million als Underdog aus einfachen Verhältnissen im Energiesektor. Von 2009 bis 2015 war er die Nr. 1 in Sales und revolutionierte durch seine Digitalisierungsmaßnahmen die gesamte Energiebranche. 2016 gründete er sein eigenes Energieunternehmen, das er im gleichen Jahr erfolgreich verkaufte. Parallel sprang er bereits 2010 auf den Krypto-Zug auf und ist seitdem als Krypto-Pionier unterwegs. So war er selbst federführend beim Aufbau von DeFi-Strukturen beteiligt und berät nun sowohl Banken als auch vermögende Persönlichkeiten und Family Offices in Deutschland und der Schweiz in Sachen DeFi. Seine Vision ist es, bis zum Jahr 2025 mindestens einer Milliarde Menschen geholfen zu haben, DeFi zu verstehen und dadurch finanziell frei zu werden. Momentan schreibt er an einem Buch zu diesem Thema.

Mehr zur Person

 

Diese Artikel könnten Sie ebenfalls interessieren:

Geld Coaching ist keine Finanzberatung

Splint Invest: Die besten Sachwerte für den Vermögensaufbau

Geld nachhaltig anlegen – welche Möglichkeiten gibt es?

1 COMMENT