Energy Lab: Prof. Ludger J. Fischer

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Energy Lab: Prof. Ludger J. Fischer

Netzwerk für innovative Lösungen im Energiebereich

Energy Lab: Prof. Ludger J. Fischer
Energy Lab ist ein Netzwerk für innovative Lösungen im Energiebereich. Ohne Innovation wird die Energiewende nicht gelingen. Das neu gegründete Energy Lab fördert deshalb Innovation systematisch und konsequent umsetzungsorientiert.

Es handelt sich dabei um ein Konsortium verschiedener Institutionen mit der Hochschule Luzern als Leading House. Professor Dr. Ludger J. Fischer von der Hochschule Luzern ist die treibende Kraft des Energy Lab. Das Energy Lab gehört zu den 12 «NTN – Innovation Booster», die von Innosuisse ab 2021 gefördert werden. Insgesamt erhielt Innosuisse 64 Fördergesuche.

Energie effizient und nachhaltig zu nutzen und erneuerbare Energie zu implementieren stellt eine der grössten globalen Herausforderungen der kommenden Jahre und Jahrzehnte dar. «Die Herausforderungen sind so komplex, dass sie nicht mehr nur mit Einzelmassnahmen behoben werden können, sondern nur in gross angelegter Zusammenarbeit von Industrie, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft», sagt Ludger Fischer, Professor an der Hochschule Luzern im Interview.

In einem dreistufigen Prozess werden im offenen Netzwerk des Energy Lab innovative Lösungen für die Energiezukunft entwickelt

In einem dreistufigen Prozess werden im offenen Netzwerk des Energy Lab innovative Lösungen für die Energiezukunft entwickelt.

Professor Ludger Fischer: Sie sind die treibende Kraft des Energy Lab. Ist der Zeitpunkt für Innovation mit der Energiewende jetzt gut?

Antwort L.J.F: Der Zeitpunkt könnte nicht besser sein. An der Hochschule Luzern forschen wir ja nicht erst seit dem Energy Lab für die Energiewende. Was sich jedoch geändert hat: Die gesellschaftliche Einsicht ist gewachsen, dass die Energiewelt auf fossilfreie und regenerative Energieträger umgestellt werden muss – aber auch, dass dies nicht von selbst geschehen wird, sondern dass es innovative Ansätze braucht. Deshalb ist jetzt ein guter Zeitpunkt für gute Lösungen, die zu marktfähigen Produkten führen.

In den letzten Jahren ist schweizweit ein sehr starkes Netzwerk in der Energiebranche entstanden. Dieses steht für Unternehmen oder auch Gemeinden bereit, um die dringend notwendigen Lösungen rasch und kompetent zu entwickeln. Unter Führung der Hochschule Luzern und mit grosser finanzieller Unterstützung des Bundes für die Unternehmen ist mit dem Energy Lab alles dafür vorhanden.

Mit dem Energy Lab hat die eigentliche Projektarbeit im Januar 2021 begonnen. Wie kann man sich die Zusammenarbeit mit den beteiligten Partnern vorstellen?

L.J.F: Am Anfang stehen die Anliegen, die aus Unternehmen, Wirtschaftsverbänden oder Gemeinden an uns herangetragen werden – also von Organisationen, die im Interesse ihrer Kunden handeln und Ziele vor Augen haben, die umgesetzt werden sollen. Im Fall der Unternehmen ist dies natürlich der Wille, einen Mehrwert für die eigenen Kunden zu generieren. Wir bekennen uns klar zu diesen wirtschaftlichen Interessen und Realitäten. Damit ist eine Ausgangslage geschaffen, die eine Umsetzung in die Realität mit hoher Wahrscheinlichkeit ermöglicht.

Aus dem Netzwerk des Energy Lab mit gegenwärtig über 200 Unternehmen generieren wir etwa 25 solcher «Challenges» pro Jahr und wollen mit der Wissenschaft, jungen Menschen, Start-ups und internationaler Unterstützung etwa 50 Lösungsansätze erarbeiten. Wir tun dies mit modernsten Innovationstechniken, im sogenannten «Open-Innovation»-Prozess und mit Methoden, die sich zum Beispiel «Design-Thinking» oder «Lean-start-up» nennen. Diese Lösungen werden dann weiter entwickelt zu echten grossen Projekten, bei denen Innosuisse die Unterstützung anbietet, um sie zu echten marktfähigen Innovationen weiterzuentwickeln.

Welche Rolle nimmt die Digitalisierung/Künstliche Intelligenz bei den Projekten ein?

L.J.F: Bei vermutlich allen Projekten werden Daten verarbeitet und damit ist Digitalisierung immer enthalten. Für uns ist dies keine Besonderheit, sondern ein Element, so selbstverständlich wie viele andere Eigenschaften, wie Sicherheit, Genauigkeit, Nachhaltigkeit oder Wirtschaftlichkeit. Bei anspruchsvolleren Datenmengen und sehr komplexen Gegebenheiten bietet die künstliche Intelligenz Möglichkeiten, schnell und sicher zu optimalen Lösungen zu kommen. Sei es im Innovationsprozess oder auch als Teil des Produktes.

Können Sie uns ein Beispiel eines wettbewerbsfähigen Projektes nennen, welches oberste Priorität Ihrer Planung haben wird?

L.J.F: Tatsächlich glaube ich persönlich nicht an eine einzige grossartige Innovation, die alles andere in den Schatten stellt. Vielmehr sind es die vielen Innovationen, die durch das Zusammenführen von Disziplinen entstehen, die sich eigentlich nicht nahestehen. Daher ist unser Netzwerk von Experten mit sehr breiten Kompetenzen so wichtig. Ebenso wichtig ist die aktive Stärkung des Frauenanteils. Die bisherige Energiewelt ist männerdominiert und wir benötigen dringend neuen frischen Einfluss, neue Sichtweisen durch Frauen und durch junge Menschen mit Engagement. Natürlich ist die Priorität aus gesellschaftlicher Sicht die Dekarbonisierung. Da wir uns wirtschaftlich orientieren, wird es zum Beispiel darum gehen, die Industrie bei der Entwicklung hin zu einer CO2-neutralen Produktion zu unterstützen. In Kürze wird der Verbraucher fordern, dass das Produkt im Regal CO2 neutral hergestellt worden ist. Unsere Kontakte mit der Industrie zeigen uns, dass die Industrie dies erkannt hat. Es bietet zudem Chancen auf Wachstum im Exportmarkt.

Ferner liegt der Fokus auch auf dem Bereich der Gebäudetechnik. Aus diesem Grund ist das Energy Lab massgeblich mitgetragen von der EMPA mit dem Demonstrator NEST sowie dem Innovationspark Zentralschweiz «Building Excellence». Hier können wir allein mit den Forschern der Hochschule Luzern mit über 150 Wissenschaftlern und Ingenieuren und Ingenieurinnen helfen. Wichtig ist für uns auch der Einbezug von Personen, denen bisher noch nicht klar ist, wie sie zum Wandel beitragen können. Wir bieten allen an, «Teil der Lösung und nicht länger Teil des Problems zu sein».

 

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