Schwebendes Hoverboard: Sci-Fi-Träume werden wahr

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Schwebendes Hoverboard: Sci-Fi-Träume werden wahr

Schwebende Verkehrsmittel, die ohne Bodenkontakt durch die Strassen rasen, sind seit langem ein fester Bestandteil der Science Fiction-Folklore. Wer träumt nicht davon, wie die Star Wars-Helden in „Die Rückkehr der Jedi Ritter“ mit dem Speeder Bike durch die Wälder zu rasen? Oder wie Marty McFly im zweiten Teil der „Zurück in die Zukunft“-Trilogie das Skateboard gegen ein schwebendes Hoverboard einzutauschen? Zumindest Letzteres ist mittlerweile tatsächlich möglich: Mit dem Hendo-Hoverboard der beiden amerikanischen Tüftler Jill Avery Henderson und Greg Henderson.

Crowdfunding übertraf alle Erwartungen

Schon 2014 gingen die beiden unter dem Firmennamen Arx Pax erstmals an die Öffentlichkeit, um ihr Konzept zu präsentieren: Ein neuartiges Skateboard unter dem vier spezielle Scheiben montiert sind, die ein Magnetfeld erzeugen. Diese lassen das Skateboard gut drei Zentimeter über dem Erdboden schweben. Um das Hoverboard weiter entwickeln zu können, benötigten die Hendersons jedoch Geld – das sie per Crowdfunding auf Kickstarter einsammeln wollten.

Das Resultat übertraf ihre kühnsten Erwartungen: 250.000 US-Dollar hatten sie sich zum Ziel gesetzt, stattdessen kamen über 500.000 US-Dollar zusammen. Schon ein Jahr später präsentierten die beiden das neue Modell Hendo 2.0 mit leicht verändertem Aufbau. Dadurch sollte das Hoverboard die Fahreigenschaften eines regulären Skateboards noch besser imitieren können. Das US-Magazin TIME kürte das Hoverboard zu einer der 25 besten neuen Erfindungen im Jahr 2014.

Das Hoverboard ist per Magnetfeld unterwegs

Das Prinzip der Fortbewegung per Magnetfeld ist dabei nicht wirklich neu: Schon seit vielen Jahren arbeiten Ingenieure weltweit an Magnetschwebebahnen, die weit höhere Geschwindigkeiten erreichen als reguläre schienengebundene Bahnen. Ein bekanntes Projekt in Deutschland war der Transrapid, der später nach Shanghai verkauft wurde und dort das Geschäftsviertel Pudong mit dem internationalen Flughafen verbindet. Japan arbeitet derweil am JR-Maglev, der irgendwann die Metropolen Osaka und Tokio miteinander verbinden soll.

Die Hoverboards von Greg und Jill Henderson nutzen das gleiche physikalische Grundprinzip: Durch das Magnetfeld des Hoverboards werden Wirbelströme erzeugt, die wiederum auf Wirbelströme auf Metallplatten am Boden reagieren. Da sich zwei Magnete abstossen, bleibt das Hoverboard in der Luft. Der Haken an der Sache wird hier offensichtlich: Niemand kann wie Marty McFly auf dem Hoverboard einfach so durch die Strassen sausen. Das Hoverboard funktioniert nur auf einem entsprechenden, mit Metallplatten ausgelegten Boden. Ein Plan von Arx Pax sieht den Aufbau spezieller Halfpipes in Skateparks vor, in denen interessierte Skater auf dem Hoverboard Kunststückchen einüben können. Wer ein solches Hoverboard sein Eigen nennen möchte, muss jedoch tief in die Tasche greifen: 9.999 US-Dollar kostet das komplette Gerät und es hält etwa 130 Kilogramm Gewicht aus.

Spielfeld für ambitionierte Tüftler

Die Entwicklung eines kommerziellen Hoverboards für den Massenmarkt steht also noch in weiter Ferne. Greg Henderson spricht lieber von den Chancen, die von ihm Magnetic Field Architecture™ (MFA) genannte, patentierte Erfindung weiter zu entwickeln. Er zitiert das Beispiel eines Hauses in einem erdbebengefährdeten Wohngebiet: Mit Hilfe der neuen Technologie könnte das Haus einfach abheben, wenn die Erde wieder einmal rumort – und so vor stärkeren Schäden geschützt bleiben. Realistischer ist der schwebende Plattenteller für DJs: Dabei bleibt die Schallplatte am gleichen Ort, während der DJ den schwebenden Plattenteller rotiert.

Arx Pax stellt Interessierten eine sogenannte Whitebox zur Verfügung, die mit Schwebemotoren ausgestattet ist. Wer mag, kann zuhause mit der eigenen Whitebox experimentieren und sie per Smartphone-App steuern. Da bietet es sich beispielsweise an, Metallplatten von der Küche bis zum Pool im Garten zu verlegen und so für ständigen Getränkenachschub zu sorgen. Ganz so teuer wie das komplette Hoverboard ist die Whitebox nicht: Sie ist schon für $1.589 zu haben und trägt bis zu 1,1 kg Gewicht.

Star Wars-Fans müssen übrigens nicht traurig sein: Ein britisch-amerikanisches Team forscht bereits an einem Hoverbike. Dies wird dann allerdings nicht per Magnetfeld abheben, sondern wie eine Drohne fliegen.

Autor: Andreas Herrmann